„Persönlichkeitsentwicklung“ – ein Begriff, der in aller Munde ist.
Aber was genau bedeutet es eigentlich, sich persönlich zu entwickeln?
Die Angebote, Bücher und Methoden in diesem Bereich scheinen endlos. Und der Prozess? Der endet scheinbar nie. Schließlich könnte ich doch immer besser und besser werden, oder?
Genau da liegt ein großer Trugschluss – denn Persönlichkeitsentwicklung bedeutet nicht, immer „mehr“ zu werden. Im Gegenteil.
Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung – wie hängt das zusammen?
Viele therapeutische Schulen beschäftigen sich mit der Entstehung von psychischen Störungen und Leiden. Doch was hat Persönlichkeitsentwicklung damit zu tun? Ist das nicht eher etwas für „alle“, für die sogenannte gesunde Optimierung?
Hier bewegen wir uns in einer Grauzone, in der sich Psychotherapie und Persönlichkeitsentwicklung berühren. Denn beides ist kaum voneinander zu trennen. In beiden Fällen geht es um eine ehrliche Auseinandersetzung mit inneren Prozessen – manchmal auch mit Schmerz.
Und wenn das passiert, tritt Veränderung oft ganz von selbst ein.
Bewusstwerdung verändert.
Wenn etwas nicht mehr greift
Sobald ich mir etwas bewusst mache, funktionieren manche alten Muster nicht mehr so wie vorher.
Ich werde plötzlich still, wo ich früher laut war. Ich ziehe mich zurück, wo ich früher vorgestürmt bin.
Etwas greift nicht mehr – und etwas Neues ist vielleicht noch nicht da.
Das kann verunsichern. Und genau deshalb braucht dieser Prozess Raum. Zeit. Geduld.
Das Leben verläuft nicht linear – und Bewusstwerdung auch nicht.
Es geht nicht darum, jemand anderes zu werden
Oft tragen wir die Vorstellung in uns, dass Persönlichkeitsentwicklung bedeutet, jemand „Neues“ zu werden – alte Schwächen abzulegen, Dinge loszuwerden, ein optimierter Mensch zu sein.
Tatsächlich beschäftigen sich viele psychotherapeutische und philosophische Theorien mit dem genauen Gegenteil:
Es geht um das Ent-wickeln – das Loslösen von alten Mustern, Überzeugungen und Konditionierungen, die früher einmal Sinn gemacht haben, aber heute vielleicht leiden lassen.
Persönlichkeitsentwicklung bedeutet also nicht, jemand anderes zu werden – sondern immer wieder bei sich selbst anzukommen.
Wer bin ich – jenseits von allem, was ich gelernt habe?
Am Ende geht es auch um eine tief existenzielle Frage:
Wer bin ich eigentlich?
Wenn ich bei mir ankommen soll – muss ich erst einmal wissen, wer das ist.
Wir leben in einer Welt, die ohne Konditionierungen kaum funktionieren würde – zumindest nicht so, wie wir sie heute kennen.
Und doch sind wir nicht nur Produkt unserer Umgebung. Wir können uns selbst begegnen. Uns in Frage stellen. Uns wiederfinden.
Persönlichkeitsentwicklung betrifft nicht nur einzelne Menschen. Sie betrifft uns alle – jenseits von Diagnosen, Pathologien und Schubladen.
Ist dieser Prozess jemals abgeschlossen?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Vielleicht geht es auch gar nicht darum, anzukommen. Vielleicht geht es nur darum, dich zu erinnern:
Du bist vielleicht schon längst genau die Person, die du sein sollst.