Therapeutischer Garten

Unser Körper – warum er in der Therapie so wichtig ist?

Apr. 23, 2025 | Allgemein

Manche erleben ihn als Last, andere als Kapital. Aber die wenigsten erleben ihn als das, was er im besten Fall sein könnte: ein Zuhause.

Bildmotiv Blogartikel 05Unser Körper ist immer dabei.
Bei jeder Erinnerung, jeder Überforderung, jedem inneren Rückzug.
Er geht nicht raus aus dem Raum – auch dann nicht, wenn wir ihn nicht spüren.

In vielen Therapien liegt der Fokus auf dem Gespräch. Das ist wertvoll. Worte können klären, ordnen, sichtbar machen.
Aber manchmal reicht das nicht.

Man versteht alles – und trotzdem bewegt sich nichts.
Oft liegt das daran, dass das Verstehen allein nicht ausreicht. Denn was uns geprägt hat, was uns schützt oder belastet, sitzt nicht nur im Kopf.
Es sitzt im Körper. Im Gewebe. In der Atmung. In der Haltung. In Spannungen, die wir längst nicht mehr bemerken.

Der Körper erinnert.
Er zieht sich zusammen, wo früher Gefahr war.
Er hält die Luft an, wo es keine Worte gab.
Er bleibt auf der Hut – auch dann, wenn wir längst in Sicherheit sind.

Was heißt das: den Körper einbeziehen?

Es beginnt oft leise.
Mit einer einfachen Frage wie: „Was spürst du gerade – nicht im Außen, sondern im Innen?“

Im Brustkorb. Im Bauch. In der Kehle. In den Händen.

Manchmal zeigt sich sofort etwas – manchmal auch nicht.
Taubheit, Abwesenheit, ein vages Unbehagen. Auch das ist bedeutsam. Auch das ist eine Antwort.

Denn je präziser wir wahrnehmen, was im Körper geschieht, desto klarer werden wir im Hier und Jetzt.
Der Körper kennt keine Vergangenheit, keine Zukunft. Er ist der Ort der Gegenwart.

Wege zum Körper

Es braucht nicht viel.
Ein bewusster Atemzug.
Eine kleine Bewegung.
Ein stilles Lauschen.
Oder die Frage: „Wie sitzt du gerade da?“

Körperarbeit in der Therapie kann vieles sein:
achtsames Gehen, Atemarbeit, Bewegung, Berührung (wenn sie abgesprochen und sinnvoll ist).
Aber oft beginnt es mit etwas ganz Schlichtem: da sein. Spüren. Nichts tun – nur wahrnehmen.

Und manchmal geschieht dabei etwas Unverhofftes:
Ein Zittern, ein Druck auf der Brust, Tränen, ein Zucken.
Etwas wird spürbar, das lange verborgen war.
Nicht weil wir es gesucht haben – sondern weil Raum dafür da war.

Warum das wichtig ist

Der Körper lügt nicht.
Er inszeniert nicht, er bewertet nicht. Er drückt aus, was ist – auch wenn es noch keine Worte dafür gibt.Wenn wir ihn einbeziehen, entsteht eine andere Tiefe.
Keine schnellere Veränderung. Kein spektakulärer Prozess.
Aber eine ehrliche Bewegung von innen heraus.

Denn Entwicklung geschieht dort, wo wir wirklich sind. Und das ist: im Körper.

Mit jedem Moment von Spürbarkeit wächst etwas.
Verbindung. Selbstwahrnehmung. Präsenz.
Nicht nur im Denken – im ganzen System.

Vielleicht beginnt genau hier ein neuer Weg:
Wenn wir im eigenen Körper wieder ankommen dürfen. Und dort einen Ort finden, an dem wir bleiben können.