Psychotherapie – das klingt oft nach ernsten Themen, tiefem Schmerz, Leidensdruck. Und ja: Viele Menschen kommen in die Therapie, weil sie sich belastet fühlen, feststecken oder nicht weiterwissen.
Da stellt sich schnell die Frage:
Ist in so einem Prozess überhaupt Platz für Humor?
Darf man lachen, wenn man gerade „ernsthafte Themen“ bespricht?
Ich finde: Ja, unbedingt!
Humor als Verbindung
Humor ist ein wunderbares Mittel, um Vertrauen zu schaffen und sich sicher zu fühlen.
Es geht dabei nicht ums Auslachen – sondern um ein feines, gemeinsames Lächeln. Um das kleine Luftholen zwischendurch, wenn etwas Schweres leichter werden darf.
Richtig eingesetzt, kann Humor sogar heilsam sein:
Er lockert, er verbindet, er bringt Bewegung in festgefahrene Gedanken. Und manchmal ist ein stilles, geteiltes Schmunzeln mehr als tausend Worte.
Erinnerungen an das Unerwartet-Leichte
Vielleicht erinnerst du dich an eine Situation, in der du traurig warst – und jemand, eine Freundin oder ein Freund, sagte etwas Unerwartet-Witziges.
Plötzlich war die Luft ein bisschen leichter, der Schmerz nicht verschwunden, aber nicht mehr alles, was da war.
Für viele Menschen sind solche kleinen Momente kraftvolle Gegengewichte zum Schmerz.
Und falls du solche Erfahrungen nicht gemacht hast – auch das ist in Ordnung.
Dann kann es umso berührender sein, diesen Raum heute neu zu erleben.
Lachen als Schutz – oder als Öffnung?
Humor ist nicht immer nur positiv.
Manchmal wird er auch als Schutzmechanismus genutzt – um Gefühle nicht spüren zu müssen. Man lacht, obwohl einem eigentlich zum Weinen ist.
In solchen Momenten ist Humor wie ein Deckel: Er schützt, aber er verhindert auch Tiefe.
Deshalb schauen wir in der Therapie gemeinsam hin:
Ist das Lachen ein Ausdruck von Erleichterung – oder ein Weg, sich nicht berühren zu lassen?
Beides darf da sein. Und beides darf Raum bekommen.
Humor ist: wenn man trotzdem lacht
Vielleicht ist das die ehrlichste Definition:
Humor ist manchmal einfach „wenn man trotzdem lacht“ – mitten im Chaos, im Schmerz, in der Unsicherheit.
Er sagt: Ich bin noch da. Ich bin lebendig. Ich kann fühlen – sogar mehr als eine Sache gleichzeitig.
Und genau das macht ihn so wertvoll im therapeutischen Raum.